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HeymStadt | zurück
Experimentalfilm \ 2'10" \ 2012
zum Film 
Originalformat  HD
Idee und Realisierung  Dieter Chill
Mitarbeit  Anna Kiss
Musik  Clara Chill
Produktion  chillmedia Berlin 2012
Heyms ehemalige Wohnadresse
in Berlin, Neue Kantstraße 12/13
Eine audio-visuelle Hommage an den Dichter Georg Heym (1887-1912) und Berlin. Ausgehend von Heyms Gedicht Die Stadt interpretiert der Film Bewegung und Flüchtigkeit als Konstanten großstädtischer Identitätsuche.

Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
Zerreißet vor des Mondes Untergang.
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.
Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem
Sein Eintönig kommt heraus in Stille matt.
Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei.
Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand,
Die drohn im Weiten mit gezückter Hand
Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand.
Der Text von 1911 dämonisiert das Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Mit subtiler Imagination dichtet Georg Heym gegen die Macht der Großstadt an und steht dabei selbst für die exaltierte Sucht nach urbaner Ekstase, die das eigene fragile Dasein erträglicher erscheinen lässt. Dass die Welt wenige Jahre später gänzlich aus den Fugen gerät, erlebt Heym nicht mehr. Ich bedarf gewaltiger äußerer Emotionen, um glücklich zu sein, bekennt der Dichter und ertrinkt, 24jährig, beim Schlittschuh-laufen in einem Eisloch auf der Havel: er hatte dies zuvor im stöhnenden Nächte-Wind geträumt. Eine filmische Variation auf Ich bin einfach der leidenschaftlichste Mensch, der existiert (1987) zu Georg Heyms hundertstem Todestag - montiert aus 2000 single shots.
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